Expertise
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Wir packen unsere Koffer für die Welt der Sprache
Sprache ist der wesentliche Grundstein für alle Arten der Kommunikation. Wenn sich Menschen miteinander austauschen, werden sie zu Sender:innen und Empfänger:innen. Vorsicht: Das garantiert nicht, dass eine Botschaft wie gewollt interpretiert wird. Gedacht heißt nicht immer gesagt. Gesagt heißt nicht immer gehört. Gehört heißt nicht immer verstanden. Verstanden heißt nicht immer einverstanden. Einverstanden heißt nicht immer angewendet. Angewendet heißt nicht immer beibehalten. Das alleine ist schon so ein komplexes Thema, dass sich eine ganze Wissenschaft damit befasst. Zuerst sollte das Bewusstsein geschärft werden, dass Kommunikation immer noch sehr eingegrenzt stattfindet. Das passiert meistens gar nicht mit Absicht.
Designer:innen sitzen dabei oft an der Quelle und können einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, Sprache so zu gestalten, dass sich möglichst viele Menschen angesprochen fühlen. Wir sind überzeugt, dass jede:r mit Hilfe weniger Tricks und Anpassungen im grundlegenden Sprachgebrauch einiges dazu beitragen kann, um möglichst viele Menschen in der Kommunikation miteinzuschließen.
Aus diesem Grund packen wir unseren Koffer heute nicht mit Sonnencreme und Flip Flops für den nächsten Strandurlaub, sondern mit den absoluten Basics, die es für inklusive Sprache braucht!
Nicht alle Menschen fühlen sich einem der beiden sozialen Geschlechter männlich/weiblich zugehörig. Da gendergerechte Sprache den Anspruch hat, auch diese Menschen sichtbar zu machen, gibt es das Gender-Sternchen. Das gleiche Ziel verfolgt der Doppelpunkt oder der Unterstrich. Hierzu gibt es allerdings auch Kritik, da die Lücke auch als Nichtexistenz weiterer Geschlechter gedeutet werden kann. Befürworter:innen hingegen werten den Platz als freie Entfaltung.
Mindestens genauso wichtig wie das Sichtbarmachen ist das Verwenden möglichst geschlechtsneutraler Ausdrücke. Einige Begriffe der deutschen Sprache sind per se geschlechtsneutral. Bei anderen kannst du dir helfen, indem du z.B. statt „Studenten“ → „Studierende“, statt „Leser“ → „Lesende“ oder statt „Interessenten“ → „Interessierte“ verwendest.
Um auch dem gesprochenen Wort mehr Gewichtung zu verleihen, hilft es, das Gender-Sternchen bzw. den Gender-Gap beim Sprechen mitzudenken und durch eine kurze Pause zu ersetzen. Nach etwas Übung klappt das wie von selbst und fügt sich völlig unkompliziert in unseren Sprachgebrauch ein.
Vor allem beim Email-Kontakt mit unbekannten Personen und bei der Anrede von Gruppen ist eine allgemeine und neutrale Anrede wichtig. Am besten funktioniert das mit dem ganzen Namen der angesprochenen Person oder mit Fokus auf die Tätigkeit.
Bei Formularen oder Anträgen, bei denen eine Geschlechtsangabe notwendig ist, sollte es neben „weiblich“ und „männlich“ zumindest eine dritte Auswahlmöglichkeit geben. Diese kann mit „divers“ oder „x“ bezeichnet werden.
Schubladen zu! Gerade im kreativen Bereich ist es wichtig, z.B. in der Bildgebung möglichst unterschiedliche Menschen zu zeigen und auf stereotypes Stockmaterial zu verzichten. Wir wollen mehr Platz für Vielfalt und weniger Raum für Klischees.
Wir empfehlen, gut hinzuhören, neue Formulierungen auszuprobieren und sich aktiv mit dem eigenen Sprachgebrauch auseinanderzusetzen. Wir alle können zu inklusiver Kommunikation beitragen, indem wir ein paar einfache Regeln befolgen und bereit dazu sind, Fehler zu machen und stetig dazuzulernen.
Christina Güttl