Wellbeing
Expertise
5 min
Wellbeing steigern in der digitalen Welt
Schneller, weiter, besser. Lange war das der Anspruch an digitale Anwendungen und Technologien, während ethische Komponenten und gesundheitliche Folgen eher eine untergeordnete Rolle spielten. Das soll sich mithilfe von Positive Computing ändern. Digitale Systeme sollen so konzipiert und entwickelt werden, dass sie nicht nur das maximale Potenzial des Menschen entfalten, sondern gleichzeitig Lebensqualität und Wohlbefinden steigern. Dabei stützt sich der Ansatz auf Erkenntnisse aus Psychologie, Pädagogik, Neurowissenschaften und HCI (Human-Computer-Interaction), um die Brücke zwischen Technologie und psychischer Gesundheit zu schlagen. Anbei einige Ansätze, die bei der Entwicklung und Gestaltung von digitalen Anwendungen berücksichtigt werden können, um Positive Computing gerecht zu werden.
Menschen haben unterschiedliche Hintergründe und Fähigkeiten. Die gegebene Diversität kann gefördert werden, indem Nutzer:innen die Flexibilität geboten wird, ihre User Experience einfach und individuell an ihre Bedürfnisse anzupassen – sei es die Anpassungsmöglichkeit der Farbgebung oder das Ausschalten von Push-Benachrichtigungen.
Häufig wird angenommen, dass Nutzer:innen es bevorzugen, möglichst viele Auswahlmöglichkeiten zu haben. Vielmehr helfen sorgfältig selektierte Optionen dabei, Entscheidungen abzunehmen und „Choice Overload“ zu vermeiden. Auch Voreinstellungen können dabei helfen, das Wohlbefinden von Nutzer:innen zu steigern. Zum Beispiel: YouTube hat standardmäßig von 22 bis 8 Uhr Töne deaktiviert, um eine unterbrechungsfreie Nachtruhe zu ermöglichen.
Menschen sind soziale Wesen. Anwendungen, die Nutzer:innen das Gefühl geben, mit anderen Menschen verbunden zu sein, können das Wohlbefinden stark steigern. Eine Studie hat gezeigt, dass das tägliche Fotografieren mit dem Smartphone von Dingen, die einen selbst glücklich machen oder von Dingen, die andere Personen glücklich machen, das eigene Glück und Wohlbefinden steigert.
Eine Studie hat herausgefunden, dass Menschen sich besonders glücklich und stolz fühlen, wenn ihre Ziele visualisiert und gefördert werden. Wenn Nutzer:innen regelmäßiges Feedback zu ihren Aktivitäten erhalten, beispielsweise in Form von Datenvisualisierung auf einem Dashboard, können sie ihr Verhalten im Hinblick auf ihre Ziele leichter reflektieren und gegebenenfalls korrigieren.
Positives, kontextbezogenes Feedback ist ein wichtiger Bestandteil einer user:innenfreundlichen Anwendung. Visuelle Effekte oder eine positive Nachricht können dabei helfen, das Produkt lebendiger wirken zu lassen und einzelne Funktionen zu erklären. Durch sofortige Reaktionen wird Nutzer:innen bestätigt, dass alles reibungslos abläuft.
Farben machen unsere Welt nicht nur bunt. Durch unterschiedliche psychologische Wirkungen spielen sie eine wichtige Rolle für die Stimmung des digitalen Produkts und das Wohlergehen der Nutzer:innen.
Die Art und Weise, wie ein digitales Produkt mit Nutzer:innen spricht, sollte zielgruppenspezifisch, klar und verständlich sein. Integrative, handlungsorientierte Phrasen wie „Lass uns beginnen“ anstelle von „Starten“ wirken einladend und vermitteln Nutzer:innen das Gefühl, persönlich angesprochen zu werden.
Spielerische Interaktionen können Nutzer:innen dabei helfen, mehr Freude am Produkt zu entwickeln. Gamification-Komponenten wie Challenges oder Visualisierungen von Belohnungen schaffen Erfolgs- erlebnisse. Die App „Forest“ belohnt Nutzer:innen für Zeit abseits vom Screen, indem im Hintergrund eine digitale Pflanze wächst. Das soll dabei unterstützen, positive Gewohnheiten zu etablieren.
Babara Schmid
Hana Salihodzic